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Gedanken zur Messerabwehr

Jedem Lehrer obliegt es selbst, seinen Schülern den Umgang mit einer Messerberohung nahe zu bringen. Es ist eine hohe Verantwortung, keine Leichtsinnigkeit zu erzeugen. Die hohe Kunst liegt eher in der Vermeidung.

Folgend einige kurze Gedanken zumThema.

 


 

Einen Augenaufschlag und man ist Tod!

Es hört sich übertrieben an, aber das ist es in keinster Weise. Es kann passieren, innerhalb von einer Sekunde. Das ist es, was Messerkampf ist. Viele denken, dass der Wirkungskreis eines Messers nur den unmittelbaren Nahbereich betrifft.

 

Praktische Untersuchungen haben ergeben:

 

Ein Messer kann noch in einem Umkreis von 7,5 Metern ( Zone 3) sehr gefährlich sein.

 

Man kann die Reichweiten in folgende Zonen einteilen (mehr hierzu in einem späteren Artikel):

 


 

Der Begriff "Messer" (in Kenpotechniken wird dafür das Wort "Lance" benutzt) beinhaltet für uns alle Gegenstände, die schneiden oder stechen können. Das kann ein Messer, aber auch eine zerschlagene Flasche, ein Bleistift oder irgend ein spitzer Gegenstand sein. Es kann in mittlerer bis naher Distanz benutzt werden, man kann den Aktionsradius mit der Länge des Armes vergleichen.


Das Messer

Warum schneiden stumpfe Messer nicht so gut?

Der Schneidvorgang ist nichts weiter, als das Durchtrennen eines Kristallgitters oder von Verbindungen von Molekülen. Je schärfer ein Messer ist, desto schmaler ist auch die Schneidkante des Messers und eine schmale Schneidkante muss nur wenig Molekülverbindungen trennen. Eine stumpfe Kante ist breiter und muss demzufolge mehr Verbindungen trennen, der Energieaufwand wird höher.


 

Aspekte der Messerabwehr

 

 

den praktischen Aspekt

 

·      die Ausführungsart der Abwehr

 

·      die Art der Reaktion

 

·      die Fertigkeit sich zu bewegen

 

 

den theoretischen Aspekt

  • das Wissen um die Gefährlichkeit, der Wirkung
  • das geistige Vorstellen der praktischen Situation

 

den psychologischen Aspekt

  • die wahre Reaktion im Ernstfall
  • die geistige Verarbeitung eines realen Angriffs in der Situation

 

Erwarte das Unerwartete,

aber erwarte nichts!

 

Es gibt Lehrer, die empfehlen wegzurennen. Es ist fast unmöglich einer Messerbedrohung aus mittlerer Distanz, durch wegrennen  zu entkommen. Schon wenn man dabei ist sich umzudrehen, hat man evtl. das Messer im Rücken.

Sicher, an erster Stelle bei einer Bedrohung steht die Vermeidung, aber wegrennen ist das schlechtere Mittel dazu.

 


 

Sollte man sich als Schüler überhaupt mit der Messerabwehr beschäftigen?

 

Darüber könnte man wahrscheinlich ewig streiten. Man sollte ab einer gewissen Stufe lernen, welche Angriffe möglich sind. Dann ist Vermeidung das wichtigste Thema.

Ist ein Angriff unausweichlich, ist es von Nutzen zu wissen, was man tun kann und was nicht. Oft wird Messerabwehr mit Alters- und Wissensstufen trainiert, die mit dem Thema noch nicht umgehen können. Manche denken leider nur in Teilnehmerzahlen.

 

Spezielle Übungen direkt mit dem Messer in der Hand werden im Kenpo erst ab dem 2.Braungurt trainiert, also erst in Vorbereitung zum Schwarzgurt. Hier aber auch nur um zu verstehen, was mit Kenpomoves alles möglich ist.

In der Ausführung und in den Grundsätzen sind die im originalen Ed Parker Kenpo enthaltenen Anwendungen, nach unserer Lehrmeinung, in der Ausführung jedoch veraltet. Aus diesem Grund haben wir diese in unserem Fachverband so modifiziert, dass sie die Lage beherrschbar machen.

 

 

Messerabwehr Techniken im Kenpo

Nr.

Technik

Belt

T.-Nr.

Form

1

ENTWINED LANCE

3rd brown

23

F6

2

PIERCING LANCE

2nd brown

16

 

3

RAINING LANCE

3rd brown

7

F6

4

THRUSTING LANCE

3rd brown

20

F6

 

Die meisten Kampfsysteme, die sich auch mit der Messerabwehr beschäftigen, beschäftigen sich weniger mit der Kontrolle des angreifenden Armes/ der Klinge, als mehr mit den folgenden Gegentechniken. Der Grund liegt darin,dass die wenigsten Lehrer je in einer Messersituation waren. Holzmesser machen leichtsinnig!

 

Kaum ein Kampfkünstler beachtet, Messerarme/ die Klinge effektiv und halbwegs sicher unter Kontrolle zu bekommen.

 

Dies ist aber ein (lebens-)entscheidender Denkfehler! 

 

 

Denn die Klingenkontrolle, ist nun mal der wichigste (ja, auch gefährlichste/schwierigste) Teil des Angriffs!

 

Um eine Messerbedrohung frühzeitig zu erkennen oder mit einem tatsächlichen Angriff richtig umzugehen, bedarf es um das Wissen um Angriffstaktiken und Psychologie:

 

Angriffstaktiken

 

verdeckt

Verdeckte oder Angriffe aus dem Hinterhalt sind wohl die häufigste Form des Messerangriffs. Der Angriff erfolgt hier aus einer verdeckten Haltung/ Holster des Messers und kommt meist völlig überraschend. Man hat fast keine Chance auf 100%ige Abwehr.

 

offen

Hier erfolgt der Angriff aus offensichtlicher Messerhaltung in der Vor- oder Hinterhand. Es fehlt der Überraschungsmoment,  die Chancen für eine erfolgreiche Parade sind vorhanden.

 

 

Psychologie

 

im Vorfeld

Frühzeitiges Erkennen einer Messerbedrohungslage und folgerichtiges einleiten geeigneter Maßnahmen. Dem begleitend, die möglichst gute psychologische Verarbeitung der Situation, um noch richtig reagieren zu können.

 

während

Geistige Verarbeitung während einer Messerhandlung, incl. richtigen prktisch/ psychologischen Umgang mit Schnitt- oder Stichwunden (die immer einzurechnen sind).

 

Zwei wichtige Faktoren sind entscheidend, um bei einem Messerangriff eine Chance zu haben:

 

Aufmerksamkeit und Distanz zur Klinge!

 


Nachdruck, Vervielfältigung und Verwendung nach vorheriger Nachfrage, schriftlicher Bestätigung und sichtbarer Nennung der Quelle: www.kenpo-berlin.de möglich.